DOCUMENTA KASSEL 16/06-23/09 2007

Review - Informal Territories: Fairytale

documenta 12 magazines, 21. Juni, 13:00 Uhr, documenta 12 Halle

Foto: Julia Zimmermann, © Julia Zimmermann / documenta gmbH

Jiang Jun, Redakteur des documenta 12 Zeitschrift Urban China, war zur Lunch Lecture am 21. Juni in die documenta 12 Halle gekommen, um zusammen mit den StadtplanerInnen von MapOffice (Hong Kong), Olivier Gutierrez und Valérie Portefaix, Ai Weiwei zu seinem Beitrag Fairytale aus chinesischer Perspektive zu befragen.

140 Millionen ArbeitsmigrantInnen zählt China, deren Routen MapOffice verfolgte. „Die Diaspora hat in China eine neue Realität geschaffen“, bemerkte Jiang Jun. In den 1960ern zogen die Leute aufs Land, weil es Maos Idee war. Heute ziehen sie durch das ganze Land, der Arbeit wegen. Wie strukturieren sich die MigrantInnen? Was heißt heute noch human leben? Und vor allem: Haben die Erfahrungen der Fairytales-Gäste etwas gemeinsam? Ai Weiwei sieht keinen Zusammenhang – „documenta ist nicht das alltägliche Leben“.

Mit einer Fotostrecke aus Urban China belegte Jiang Jun die Quellen für Ai Weiweis Außenskulptur Template, Fotos halb abgerissener Häuser, moderner „Ruinen“, die an anderer Stelle, wieder neu zusammengestellt, Häuser ergeben, zum Beispiel für die Umgesiedelten am Dreischluchtenstaudamm. Diese  Bausteine, Jiang nennt sie „Ready-found Material“, verwendet auch Ai in seiner Arbeit; nur dass Template inzwischen ein Sturm wieder in den Ruinenzustand zurückversetzt hat. Jener Vorgang, der an anderer Stelle, hier im Westen, als Aneignung oder Piraterie verstanden wird, heißt bei Jiang Recycling, ob es sich um die westliche Kunstgeschichte oder amerikanischen Elektroschrott dreht. Ai hingegen recycelt Antiquitäten, Stühle aus der Qing-Dynastie.

Für die Fairytale-Gruppen entwarf MapOffice einige Module. Ein Logo, ein USB-Armband und eine Workstation mit Drucker und Computer, um die „fotografischen Erinnerungen herunterladen und teilen zu können“. An Gutierrez’ Spiel aber, den Gruppen eine Kategorie zu verschreiben , ob „1001 new pilgrims“ oder „tourist consumer“, beteiligte sich Ai nicht, ließ ihn einfach spekulieren. Anders versuchte es der Urban China- Redakteur: Ist die Wohnhalle hier in Kassel nicht eine „temporary China Town“? Der steckt aber mittendrin: „Wir sind die Sozialarbeiter. Wir müssen unsere Anstrengungen darauf richten, wie der Raum geteilt, die persönliche Energie eingesetzt werden kann.“

Ai schien es zu gefallen, wie die Deutungen in der Luft hängen blieben. Dann kam das ‚Warum’ aus dem Publikum. Geduldig antwortete Ai, ihm liege daran, dass die TeilnehmerInnen sich „umsehen, Beobachtungen machen, spezifisches Wissen mitnehmen“ – 99 Fragen hatten sie zuvor auf seinem Weblog beantworten müssen, wer wenig über Deutschland wusste, wurde ausgewählt.


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