Mosaik im Vertrauen/Recreation /A Movie/Schwechater/Sur le passage de quelques personnes à travers une assez courte unité de temps /The Cut-Ups
In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre haben junge Künstler an verschiedenen Orten, unabhängig voneinander, Freiräume des autonomen Filme-Machens etabliert. Sie haben den materiellen Kern des Mediums ins Auge gefasst und zugleich die Mediengesellschaft verhöhnt. Zu ihren Strategien zählten die Arbeit mit Gefundenem, die Zurückweisung der industriellen Varianten von „Filmkunst“, die Zerstückelung der Mythen des Alltags und der illusionären Zeitkontinuität, auf der diese Mythen beruhen.
Peter Kubelka kehrt in seinem ersten Film die geplante Stadtrand-Erzählung von innen nach außen. Fundmaterial vom Rennen (samt Crash) in Le Mans hilft ihm dabei. Auch Robert Breer, junger amerikanischer Maler in Paris, entzündet sich an Kollisionen: Einzelbilderstakkato aus der Konsumwelt, dazu ein Dada-Text von Noel Burch. Für Breer ein überaus dynamischer Schritt: „Malerei war versteinerte Aktion, Film war reale Aktion, reale Kinesis. … Film war selbst Veränderung.“ In der Beat-Gemeinde von San Francisco übersetzt der Künstler Bruce Conner seine Arbeit an Assemblagen ins Filmmedium. 1958 macht er den definitiven Film aus Fremdfilmen: A Movie. Auch Kubelka entmachtet die Kamera und zugleich die Agentur, die ihm den (existenzsichernden) Auftrag eines Werbefilms für „Schwechater-Bier“ gegeben hat. Die Models, die unter Aufsicht des Kapitals in die Kamera hineingingen, kamen vom Schneidetisch als Zeitkristall wieder zurück. Im Jahr darauf verfertigt Guy Debord filmische Notizen über die Geburt des Situationismus. Der erste Untertitel lautet Paris 1952, doch die Attacke richtet sich gegen die Nouvelle Vague von 1959. Ebenfalls in Paris, 1959/60, beginnen auch William Burroughs, Brion Gysin und Anthony Balch ihre Zusammenarbeit. In The Cut-Ups kann man nicht nur The Naked Lunch, sondern auch Debord durchhören: „Der Film muss zerstört werden.“
Mosaik im Vertrauen
Peter Kubelka, 1955, 35 mm, s/w, mit Farbsequenzen
Recreation
Robert Breer, 1956, 16 mm, Farbe
A Movie
Bruce Conner, 1958, 16 mm, s/w, keine Dialoge
Schwechater
Peter Kubelka, 1958, 35 mm, Farbe, keine Dialoge
Sur le passage de quelques personnes à travers une assez courte unité de temps
Guy Debord, 1959, 35 mm, s/w, englische UT
The Cut-Ups
William Burroughs/Anthony Balch/Brion Gysin, 1961-66, 16 mm, s/w
Peter Kubelka kehrt in seinem ersten Film die geplante Stadtrand-Erzählung von innen nach außen. Fundmaterial vom Rennen (samt Crash) in Le Mans hilft ihm dabei. Auch Robert Breer, junger amerikanischer Maler in Paris, entzündet sich an Kollisionen: Einzelbilderstakkato aus der Konsumwelt, dazu ein Dada-Text von Noel Burch. Für Breer ein überaus dynamischer Schritt: „Malerei war versteinerte Aktion, Film war reale Aktion, reale Kinesis. … Film war selbst Veränderung.“ In der Beat-Gemeinde von San Francisco übersetzt der Künstler Bruce Conner seine Arbeit an Assemblagen ins Filmmedium. 1958 macht er den definitiven Film aus Fremdfilmen: A Movie. Auch Kubelka entmachtet die Kamera und zugleich die Agentur, die ihm den (existenzsichernden) Auftrag eines Werbefilms für „Schwechater-Bier“ gegeben hat. Die Models, die unter Aufsicht des Kapitals in die Kamera hineingingen, kamen vom Schneidetisch als Zeitkristall wieder zurück. Im Jahr darauf verfertigt Guy Debord filmische Notizen über die Geburt des Situationismus. Der erste Untertitel lautet Paris 1952, doch die Attacke richtet sich gegen die Nouvelle Vague von 1959. Ebenfalls in Paris, 1959/60, beginnen auch William Burroughs, Brion Gysin und Anthony Balch ihre Zusammenarbeit. In The Cut-Ups kann man nicht nur The Naked Lunch, sondern auch Debord durchhören: „Der Film muss zerstört werden.“
Mosaik im Vertrauen
Peter Kubelka, 1955, 35 mm, s/w, mit Farbsequenzen
Recreation
Robert Breer, 1956, 16 mm, Farbe
A Movie
Bruce Conner, 1958, 16 mm, s/w, keine Dialoge
Schwechater
Peter Kubelka, 1958, 35 mm, Farbe, keine Dialoge
Sur le passage de quelques personnes à travers une assez courte unité de temps
Guy Debord, 1959, 35 mm, s/w, englische UT
The Cut-Ups
William Burroughs/Anthony Balch/Brion Gysin, 1961-66, 16 mm, s/w