Mach-Was-TRäume
Die Geschichte der Moderne in Kassel ist ambivalent - sowohl Wohlstand und soziale Verbesserungen als auch Krieg und Zerstörung sind mit ihr verbunden. Florierende Metallunternehmen wie Henschel produzierten neben Lokomotiven auch Rüstungsmaterial. Diese intensive Kriegsproduktion war ein Grund dafür, dass Kassel im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde. Die Zerstörung und der (nicht vollendete) Wiederaufbau der 1950er Jahre haben die alte Stadtstruktur in großen Teilen aufgelöst und prägen bis heute die architektonischen und verkehrstechnischen Handlungskonzepte der Stadtverwaltung. Eine Folge dieser fragmentierten Baugeschichte ist eine Art „Verinselung“ der Stadt, in der die Freiflächen und öffentliche Plätze keine Verbindung mehr zu ihrer Umgebung herstellen, sondern vielmehr als geografische und sogar als soziale Barrieren wirken.
Die Aktivität Mach-Was-TRäume des documenta 12 Beirats zielte auf diese ungenutzten und trennenden Freiflächen. Verbunden mit der Leitfrage „Was tun?“ regten sie einen sozialen Prozess an, der in eine verstärkte Nutzung des öffentlichen Raums münden soll: fünf exemplarische Freiflächen in den Stadtteilen Vorderer Westen, Wesertor, Wilhelmshöhe, Philippinenhof und Oberzwehren wurden mit einer deutlich sichtbaren Markierung hervorgehoben und dadurch als gemeinschaftliche Orte innerhalb der Gesellschaft markiert. Zusammen mit AnwohnerInnen, anliegenden Institutionen und weiteren PartnerInnen regte die Arbeitsgruppe Prozesse an, die kollektive Teilhabe und Nutzung aktivieren sollten. So fanden auf den Flächen kulturelle Veranstaltungen statt, Diskussionen und Angebote für gemeinsame Aktionen.
Die mit den KunstvermittlerInnen gemeinsam gestaltete Auseinandersetzung mit der Ausstellung bereicherte diesen Prozess durch Impulse aus dem künstlerischen Umgang mit dem öffentlichen Raum. Workshops zu Partizipation und Methoden der Aktivierung (mit Sonja Hörster – Freiraumplanerin und Akademie für Permakultur Freising und Rita Klages – Nachbarschaftsmuseum
Berlin) ermöglichten der Arbeitsgruppe, ihre Erfahrungen mit überregionalen Akteuren auszutauschen und um methodische Anregungen zu ergänzen.
Während des Sommers entstand entlang der Mach-Was-TRäume eine intensive öffentliche Auseinandersetzung über die Nutzung von Freiraum und seiner kollektiven Gestaltung, die auch nach der documenta 12 fortgesetzt wird.
Von der Arbeitsgruppe gingen zudem Impulse für die öffentliche Diskussion um den Bergpark aus. Bei einer Lunch Lecture in der documenta-Halle und anschließender Exkursion nahmen zahlreiche Fachleute aus der Stadt teil und diskutierten den angemessenen Umgang mit Ansprüchen an die künftige Nutzung und Konservierung des historischen Areals.
www.mach-was-traeume.de
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