DOCUMENTA KASSEL 16/06-23/09 2007

Migration der Form(en)

Eine Ausstellung machen, heißt visuell zu argumentieren und Korrespondenzen oder Familienähnlichkeiten sichtbar zu machen. Die Migration einer Form lässt sich historisch und ästhetisch betrachten und beschreibt zugleich die Methode der Ausstellung, formale Beziehungen und Verknüpfungen zwischen Arbeiten herzustellen und so auch Bedeutungen neu zu verteilen und zu erzeugen.

Simryn Gill hat aus tropischen und lokalen Naturmaterialien Teile aus dem Inneren eines Tata LKWs nachgebildet. Die modern geformten Autoteile wurden in Deutschland entworfenen und in Malaysia produziert – und sind nun in neuer Gestalt nach Kassel zurückgekommen. Die Form ist durch Zeiten, Kontinente und Kontexte hindurchgewandert und verweist auf Verbindungen zwischen Orten.



Romuald Hazoumé beschäftigt sich mit der Tradition der Masken und überträgt auch ihren geistigen Bereich in die Bilderwelt der Gegenwart. Weitverbreitete, verbrauchte Plastikkanister sind seine Protagonisten. Die lustigen und ernsten Charaktermasken tragen sichtbare wie unsichtbare Züge. Sie sind ein Bild der Gesellschaft, in der er lebt, und die jeden Tag etwas von ihrer Tradition verliert. Zugleich gibt er der westlichen Welt ihre Abfälle zurück.

Die indische Künstlerin Nasreen Mohamedi spürte in ihren Arbeiten Texturen und Formen auf. Die Seiten ihrer Tagebücher überzog sie mit farbigen Linien und lyrischen Abstraktionen. Sie sind Ausdruck von Ideen und Empfindungen.
Daneben wird ein Behang aus Mali ausgestellt. Die Arkila Kerka verführt das Auge durch den Reichtum der Farben und in den gestreiften Stoffbahnen sind sehr alte Motive enthalten. Was wir als abstrakte Ornamente wahrnehmen, ist ebenso hoch kodiert und markiert Erfahrungen und Botschaften, die wir nicht kennen, aber deren offene Formen wir teilen. Die Formen korrespondieren miteinander und erweitern so die möglichen Bezüge und Bedeutungen.

Schrift ist das strukturierende Element in dem Zaun von Dimitri Gutov. Auf ihm finden sich abstrahierte Handschriften, Kalligrafien und Hieroglyphen alter Meister aus Ost und West in Metall wieder, die sich zu eigenen Mustern verselbstständigen. Gleichzeitig erkannte der Künstler in einem Stück Draht ihre Schriftfiguren wieder.
Die Formen kommunizieren nun wiederum mit den filigranen Haarfrisuren, die Okhai Ojeikere fotografiert hat. Jede Frisur verweist auf eine bestimmte Herkunft, Bedeutung und Geschichte, hat also eine ethnografische Note. Aber die Fotografien offenbaren individuelle Formensprachen und öffnen einen ästhetischen Raum.

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