Projekte der Kunstvermittlung im Rahmen der documenta 12
Oral History - Geschichte der Wagenplätze in Kassel
Konzept: Bernadett Settele
Das Projekt richtete sich als Angebot an eine Gruppe politischer Aktivistinnen und Aktivisten, die sich in der Vergangenheit und Gegenwart in Kassel für alternative Wohnkonzepte eingesetzt haben. Mit der Lebensform selbst zu experimentieren folgt nicht zuletzt der Idee, dass es Mikropraktiken sind, die den Alltag ausmachen, und dass gerade die Veränderung des Alltags die Gesellschaft auch im „Großen“ verändert. Vorausgesetzt dabei auch, dass Leben und Existenz nicht in großen Kategorien zu denken sind. In Auseinandersetzung mit den ästhetischen Praktiken der Ausstellung soll eine Nacherzählung der gescheiterten - und kommenden - Projekte entstehen, die anhand persönlicher Geschichten die Kämpfe ums Subjekt mit den Kämpfen um Raum in einer künstlerischen Form zusammenbringt.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
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Sprechen und Stillen
Konzept: Marvin Altner
Die Stillplattform ist ein Angebot für Eltern, die in Begleitung von Kindern im ersten Lebensjahr die documenta 12 besuchen. Die Besucher-Präsenz in der Ausstellung soll um eine ungewöhnliche Gruppe erweitert werden; sie bietet ein Bild der Integration. Die Eltern eröffnen ihre spezifische Perspektive auf die Resultate künstlerischer Schöpfungsakte unter dem Eindruck ihrer Erfahrung mit dem Beginn eines Menschenlebens.
Zum Vermittlungsprogramm gehört ein gemeinsamer Rundgang durch den Aue-Pavillon. Ellen Kobe zeichnet die Stillplattform und die Gespräche in der Ausstellung auf Video-Film auf, woraus die gleichnamige Video-Arbeit Sprechen und Stillen entstehen wird.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
Sprechen und Stillen pdf
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Deutsch Wissen
Konzept: Sophie Goltz, Angelika Bartl, Andrea Hubin, Susanne Hesse
„In Kassel findet alle fünf Jahre eine der bedeutendsten Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst statt. Welchen Namen trägt diese Ausstellung?“ Diese Frage ist Bestandteil des ersten Einbürgerungstests Deutschlands und ihre richtige Beantwortung Voraussetzung für ein positives Einbürgerungsverfahren. Das Wissen um die documenta wird somit zu einem Knotenpunkt „deutscher Identität“ und unterstellt zugleich einen Nachholbedarf kultureller Bildung bei MigrantInnen. Das 3. Leitmotiv der documenta 12 „Bildung: Was tun?“ erklärt ästhetische Bildung – in Hinblick auf das Medium Ausstellung – zu einem Ort sozialer Verhandlungen und Gemeinschaftsstiftung. Da sich neo-koloniale Verhältnisse in Bildungsprozesse einschreiben oder diese geradezu mit konstituieren sind gegenwärtige Praktiken von Kunstvermittlung als auch ästhetischer Bildung zu hinterfragen. Dies wird in zwei im Bildungszelt des documenta 12 Beirats angesiedelten Workshops mit Ljubomir Bratic (Philosoph, Wien), María do Mar Castro Varela (Politikwissenschaftlerin, Berlin), und Nikita Dhawan (Philosophin, Berlin) hinsichtlich einer anti-rassistischen und postkolonialen politischen Praxis untersucht. In Zusammenarbeit mit kanak attak (Berlin) werden davon ausgehend konkrete Vermittlungsformate erarbeitet.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
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Lunch Lecture 16. Juli
Lunch Lecture 27. August
Lunch Lecture 9. September
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Verstecktes Theater
Konzept: Claudia Gaida
Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre wurde am Teatro de Arena in Sao Paulo ein neues Volkstheater-Konzept entwickelt, das alsbald in ganz Lateinamerika von sich reden machte. Dieses Konzept ist eng verbunden mit dem Namen Augusto Boal. In der von ihm gegründeten Theaterschule wurden in Kollektivarbeit Stücke geschrieben und geprobt, die sich an diejenigen richteten, die im Elend lebten. Boal spielte diese Stücke in den Dörfern, vor Analphabeten, in den Slums der Städte, um ihnen die eigene Situation klarzumachen.
Er erfand neue Darstellungstechniken, die die Zuschauer aus ihrer passiven Haltung befreiten und sie selber zu Handelnden machten, indem die „getarnten Schauspieler“ die soziale Situation der Zuschauenden wiedergaben und sie auf diese Weise auch provozierten. Die Tradition des „Involvierens von Zuschauern“, die Augusto Boal als politisches Theater begründet hatte, kann auch im Kunstkontext funktionieren. Da mit zeitgenössischen Positionen einige Klischees verbunden sind, ist die documenta als Aktionsfeld prädestiniert, um diese vor Ort zu verwerten.
Das versteckte Theater arbeitet mit zwei Personenkreisen:
a. SchauspielerInnen - interessierte Jugendliche
b. BesucherInnen der documenta 12
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
Verstecktes Theater
http://ikfvs.de/verstecktest.html
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Queerer Aktivismus und künstlerische Strategien - Treffen von Queer- und LGBQT-AktivistInnen aus Polen und Deutschland
Konzept: Ina Mertens, Sandra Ortmann
In Auseinandersetzung mit verschiedenen künstlerischen Arbeiten der documenta 12 diskutierten queere, schwullesbische und trans* AktivistInnen aus Polen und Deutschland über Feminismus, queere Sichtbarkeit, Heterosexismus, radikale Gesellschaftskritik, Institutionen und politische Strategien. Einige Aspekte wurden auf der Lunch Lecture am 5. August präsentiert und sind im Internet als Podcast unter www.hr-online.de abrufbar.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen sowie das Deutsch-Polnische Jugendwerk.
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Das eigene Leben – ein Workshop
Konzept: Tina Oberleitner
„Was ist das bloße Leben?“ ist das zweite Leitmotiv der documenta 12. Diese Frage gilt der Ausgesetztheit bzw. der Ausgegrenztheit menschlichen Lebens, sowie auch dem Projektvorhaben, bei dem bis zu zehn, im weitesten Sinne Erwerbs- bzw. Arbeitslose oder Menschen, die sich in prekären Arbeitsverhältnissen befinden, eingeladen werden. Die Frage, wieweit sich das private, intime und öffentliche Leben in der Kunst zeigt, wird anhand von einem Ausstellungsbesuch der documenta 12, sowie in eigener praktischer Arbeit thematisiert. Wie zeigt sich das „bloße Leben“ in dem wir uns alle befinden?
Der Alltag wird einerseits gemeinsam in Workshops, andererseits auch individuell mit Text, Schrift, Bild u.v.m. festgehalten und im Anschluss in einer Ausstellung im Salon des Refusés für eine Woche präsentiert. Gemeinsamer Ausgangspunkt für alle TeilnehmerInnen sind leere Kalenderblätter über den Zeitraum August, die Zeiten von 8:00 bis 18:00 Uhr zulassen, wo des Weiteren „wichtige Termine und Aufgaben“ notiert und im OK-Kästchen abgehackt werden können. Zeigt uns der Kalender, wie wichtig diese Merkmale in unserem gegenwärtigen Alltag geworden sind?
Um das Thema in der Öffentlichkeit zur Sprache zu bringen, wird in Zusammenarbeit mit dem Projekt Arbeitslose als Avantgarde von Nanne Buurman Ende August neben dem Aue-Pavillon ein öffentliches Picknick stattfinden, bei dem auch ExpertInnen zu Wort kommen werden.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
Buch pdf
Cover
Konzept
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KILIM FILIM/ein Kasselfilm aus Fransen
Konzept: Sara Hossein, Deniz Sözen
In diesem alternativen Vermittlungsprojekt haben wir, ausgehend von der Ausstellung, in Kassel lokal vorhandene Teppiche und andere Textilien als Forschungsgrundlage für einen transkulturellen Austausch und ästhetische Bildung ausgesucht. Das Ziel des Projektes ist es, kulturübergreifenden Wissenstransfer zu initieren.
Die ProjektteilnehmerInnen sind Personen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund, türkischer, persischer und marrokanischer Herkunft, sowie Mehrheitsdeutsche aus Kassel, welche ihr Wissen, ihre Beziehungen und ihre Geschichten über Teppiche in Interviews und Filmaufnahmen weitergeben.
In der letzten Phase des Projekts haben wir gemeinsam mit den ProjektteilnehmerInnen die documenta besucht, wobei wir uns mehrere Stunden lang sehr intensiv mit einigen ausgewählten Arbeiten auseinandergesetzt haben. Es kam zu spannenden Diskussionen über die Bedeutung, den Sinn und den Wert von Kunst, die fließenden Grenzen zwischen Kunst und Kunsthandwerk, das Wandern von Formen und das Verschwinden von tradiierten künstlerischen Techniken und Handarbeit durch Modernisierung und Globalisierung.
Anfang 2008 soll Kilim Filim / ein Kasselfilm aus Fransen, ein Film mit den gesammelten Teppichgeschichten, fertiggestellt sein.
Projektpräsentation
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Wissen aus nationalen Zwischenräumen: russlanddeutsche Frauen in Deutschland
Konzept: Kea Wienand
Treffen von documenta-VermittlerInnen mit sogenannten russlanddeutschen Frauen, die bereit sind, über ihr Leben in einem „deutschen“ nationalen Zwischenraum zu berichten, der im dominanten Diskurs meist unsichtbar bleibt. Als Gegenleistung steht das Angebot, die Frauen auf die documenta einzuladen. Im Anschluss daran soll gemeinsam überlegt werden, inwiefern sie die documenta dazu nutzen wollen, eine Form von politischer Sichtbarkeit für ihre Geschichten herzustellen.
Dieses Projekt wurde realisiert durch die Kunstvermittlung der documenta 12 und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
Wissen aus nationalen Zwischenräumen
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Arbeitslose als Avantgarde
Konzept: Nanne Buurman
Geht man davon aus, dass in Zukunft die Zahl der Arbeitslosen weiterhin ansteigt, können heutige Erwerbslose als eine Avantgarde betrachtet werden. Im Sinne eines translokalen Wissenstransfers werden Leipziger Erwerbslose in die documenta-Stadt eingeladen, um mit Kasseler Erwerbslosen die Leitmotive der documenta 12 in Bezug auf Arbeits(losigkeits)-Begriffe zu bearbeiten. Das spezifische Wissen der TeilnehmerInnen in Hinblick auf moderne Utopien der Vollbeschäftigung sowie die materiellen und ideellen Folgen deren Scheiterns, soll dabei produktiv gemacht und als Grundlage für die Auseinandersetzung mit documenta 12 Kunst genommen werden. Dazu findet ein dreitägiger Workshop (30.08.-01.09.) statt, der gemeinsame Diskussionen im Salon des Refusés ebenso wie Ausstellungsbesuche auf der documenta 12 und Aktionen im öffentlichen Raum umfassen soll. Künstlerische und technische Unterstützung erhält das Projekt durch den Leipziger Medienkünstler Stefan Hurtig.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
www.sichtsimulator.de/aaa
Comic pdf
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Selbstbildung durch ästhetische Erfahrung
Konzept: Maike Aden
Dieses Projekt richtet sich an – vormals langzeitarbeitslose – UmschülerInnen der Qualifizierungsoffensive in Bremer Kindertageseinrichtungen („Pro KiTa“). Der documenta-Besuch soll für die TeilnehmerInnen ein starker Anreiz jenseits konkurrierender Lernsituationen sein, der das Zutrauen in die eigenen Erwartungen und das Verständnis von Kunst, den freien sprachlichen Ausdruck persönlicher Meinungen und die dabei erlebten Sinnerfahrungen fördert. Außerdem soll versucht werden, in einem Transfer Aspekte dieser ästhetischen Erfahrungen auf das zukünftige – auch berufliche – Leben zu übertragen. Zusammenfassend könnte man sagen, dass diese Art und Weise der Kunstbegegnung es ermöglichen soll, dass die TeilnehmerInnen ohne Angst verschiedene Perspektiven einnehmen und gelten lassen können.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
Im Anschluss an den documenta-Besuch schrieben einige TeilnehmerInnen über ihre Erfahrung auf der Ausstellung und gestalteten eine Zeitung.
Zeitung
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Nationale Identität - zwischen Konstruktion und realem Erleben
Konzept: Anna Ewa Dyrko, Polina Stroganova
In einem mehrteiligen Workshop, an dem polnische und russische ImmigrantInnen der Eltern- sowie Kindergeneration aus Kassel teilnehmen, möchten wir die Frage nach nationaler Identität stellen und die damit verbundenen Zuschreibungen aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren. Ausgehend von dem uns eigenen Migrationshintergrund hoffen wir zunächst in einen persönlichen Austausch mit den TeilnehmerInnen über Erfahrungen, Wahrnehmungen und Wunschprojektionen in Bezug auf Immigration zu treten. Durch die Entscheidung das Thema „nationale Identität“ innerhalb einer Personengruppe zu diskutieren, die zwei unterschiedlichen Nationen angehört, sollen zudem Erkenntnisse über Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Erleben von Immigration gefördert und Mechanismen von Identitätsstiftung offengelegt und hinterfragt werden. In einer zweiten Phase des Workshops wird vor ausgewählten Kunstwerken der documenta 12 Fragen nachgegangen, die das Konstrukt der nationalen Identität in Bezug auf Kunst und deren Rezeption thematisieren.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
Nationale Identität
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Körperbilder - Kasseler Apoll trifft documenta 12
Konzept: Aikaterini Dori
Der menschliche Körper spielt schon seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle in der Kunst. Der Körper als Maß der Schönheit, Inspiration, Symbol, Botschaft und Medium; mal idealisiert, mal berührend ernüchternd, mal provozierend dargestellt, hat KünstlerInnen und BetrachterInnen durch die Zeiten fasziniert. Eine kleine Gruppe (circa 10 Personen) trifft sich regelmäßig an den Orten der documenta 12 (ein weiteres Treffen ist in der Antikensammlung Schloss Wilhelmshöhe geplant) zum Betrachten einzelner Werke, zu Diskussionen und zum Gedankenaustausch über den Körper in Bildern, Skulpturen und im Alltag. Der Blick richtet sich auf die Kunstwerke und gleichzeitig auf die eigene Körperwahrnehmung und die Art und Weise, wie Körper und Gesellschaft ineinandergreifen. Haben die eigenen Körpererfahrungen und Körperbilder etwas mit dem zu tun, was sich in den Kunstwerken zeigt?
Im Rahmen eines zweitägigen Schreibworkshops reflektieren wir anschließend die gemachte Erfahrung auf kreative Weise. Die verfassten Texte (Erfahrungsberichte, Tagebuchgedanken, kurze Geschichten, Gedichte etc.) werden als Reader zusammengestellt und den TeilnehmerInnen überreicht.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsntation
Kasseler Apoll
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Vom Umgang mit dem bloßen Leben: zwischen Professionalisierung und Betroffenheit
Konzept: Britta Janssen, Meike Günther, Anna-Lena Wenzel
Zusammen mit Menschen, die beruflich oder privat mit dem Tod konfrontiert werden, sich aber üblicherweise nicht im alltäglichen Kontext begegnen, soll über das Leitmotiv „das bloße Leben“ ein Gespräch gesucht werden. Anliegen ist es, die unterschiedlichen Formen des Umgangs mit dem Tod sichtbar zu machen und dabei auch Differenzen des kulturellen Verständnisses von Tod zur Sprache zu bringen sowie die verschiedenen Entwicklungen der „Todeskultur“ unserer Zeit aufzuzeigen und zu diskutieren. Ausgangspunkt sind die künstlerischen Arbeiten der documenta 12, die sich diesem Leitmotiv widmen. Die Ergebnisse werden zusammengetragen und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit mit der Kunstvermittlung der documenta 12 und dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Projektpräsentation
Bloßes Leben pdf
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Stadtgespenster - Projekt mit Jugendlichen auf der documenta 12
Konzept: Anne Fäser, Michael Duke Peter
Die Kunstvermittlerin Anne Fäser und der Sounddesigner Michael Duke Peter haben Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren aus differenten sozialen und kulturellen Hintergründen sowie aus verschiedenen Stadtbezirken eingeladen, sich mit einzelnen Werken der documenta 12 zu beschäftigen und diese in Beziehung zu ihrer Wohnstadt Kassel zu setzen. Was können die Kunstwerke auf der documenta 12 zur aktuellen oder auch eigenen Situation in der Stadt vermitteln? Was hat das alles mit den Jugendlichen, ihren Freunden, ihrem Leben und ihrer Umgebung in Kassel zu tun? Zu diesen Fragen äußerten sich die jungen Menschen in musikalischen und sprachlichen Statements, Soundcollagen und Raps über Kunst, ihr Leben und Kassel, die über temporär installierte Sound-Boxen an ausgewählten Orten in Kassel präsentiert. Die vier Sound-Installationen waren von 15. bis 23. September am Friedrichsplatz, Königsplatz, neben der documenta-Halle sowie am Jugendzentrum Schlachthof zu hören.
Beteiligt waren Jugendliche aus dem Boxcamp, dem Jugendzentrum Schlachthof, aus der Nordstadt, Rothenditmold, Helleböhn, Niederzwehren sowie aus Habichtswald-Ehlen. Die Kunstvermittlerin und der Musiker besuchten gemeinsam mit den Jugendlichen das Fridericianum, den Aue-Pavillon und die documenta-Halle. Die jungen Menschen suchten selbständig Arbeiten aus, die etwas mit ihnen zu tun hatten. Darüber wurde in der Gruppe diskutiert und es entwickelten sich diverse Themen heraus, zu denen sich die Jugendlichen in ihren Statements äußerten: Gewalt und Gewalterfahrung, Kinderarmut, Migration, Stigmatisierung, Ausgrenzung, berufliche Zukunftsvorstellungen, Träume und Hoffnungen.
Das Projekt wurde realisiert vom Kulturzentrum Schlachthof e.V. und der Kunstvermittlung der documenta 12 und wurde gefördert von Fonds Soziokultur e.V. sowie der Heinrich-Böll-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
Eine ausführliche Dokumentation zu dem Projekt gibt es auch unter www.annefaeser.de
Das Projekt lief in Kooperation mit Radio Breakbox, ein Projekt der Streetwork Nordstadt. Die Sound-Collagen sind unter radio.breakbox.net zu hören.
Beitrag am 14.9.2007 bei Doc-TV / Offener Kanal Kassel unter siteworld.de/doc-tv
Projektpräsentation
MP3 Airid Baskyle
MP3 Helen Vaht
MP3 Marlend Shqiponja
MP3 Sergej Gutman mit Ginex
MP3 Zana Baskyle
MP3 Krenar mit YoungGun
MP3 Melissa Aivoh Rico
Stadtgespenster pdf
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Brücken schlagen - virtuelle Vermittlung zwischen Kassel, Lima und Trujillo
Konzept: Hansel Sato, Nora Landkammer, Sharon Lerner
Motivation:
Während unserer Tätigkeit als KunstvermittlerInnen bei der documenta 12 haben wir beobachtet, dass kaum Gruppen aus Regionen außerhalb von Europa und Amerika nach Kassel kommen, geschweige denn eine Führung bekommen. Da finden wir ein Paradoxon: Hier wird „Kunstwelt“ gezeigt, aber nur für Europäer oder Leute aus den Eliten der sogenannten Entwicklungsländer, die sich die Reise leisten können.
Angesichts dieses Phänomens möchten wir das Projekt „Brücken schlagen“ als einen Beitrag für die Überwindung von asymmetrischen Beziehungen entwickeln.
Konzept:
Unsere Idee zielt auf die Gestaltung einer interaktiven Brücke zwischen der documenta 12 und StudentInnen der Kunstakademie in Trujillo und Lima (Peru) ab.
Mit Hilfe von Internet, Kamera und Mikrofon konnten wir als VermittlerInnen zu einem Intermedium zwischen der documenta 12, den BesucherInnen von Ort, den Kunstwerken und Menschen in Peru werden. Ein beidseitiger Wissens- und Erfahrungsaustausch quer über den Globus wurde in Gang gesetzt.
Die TeilnehmerInnen tauchen in eine Art „Lifestream“ ein. Als Agierende können sie einander gegenseitig beeinflussen und den Palmenhain zu einem Ort der Vernetzung von Welten werden lassen, die einander sonst wegen ökonomischer sowie behördlicher Hürden nicht berühren würden.
Unser Ziel ist es, ein Gefühl von Nähe zu erzeugen, was zu einer Entmysthifizierung oder Entidealisierung von diversen Kunstwelt-Ereignissen beitragen könnte. Das heißt: Die im internationalen Kunstbetrieb immer noch existierende Dichotomie von Zentrum/Peripherie soll durch einen interaktiven Dialog und durch virtuelle Anwesenheit „am Ort des großen Ereignisses“ in Frage gestellt werden. Als Orte der Interaktion in Peru sollen die Akademie der Bildenden Künste in Trujillo (eine Stadt am Norden von Lima) und die Kunstuniversität in Lima (Universidad Católica de Lima) fungieren.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
http://d12puentevirtual.blogspot.com
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Bildung, Wissen, Weißsein
Konzept: Stephan Fürstenberg
In Bildungsprozesse verstrickt zu sein, kann heißen als Lehrende/r, als BildungsarbeiterIn, als Sprechende/r sich innerhalb der ReProduktion von Typisierungen, Ordnungen und Kategorien zu bewegen, aber auch innerhalb von Vorurteilen, Stereotypisierungen, Zuschreibungen und dominanten Erzählungen. Das Projekt Bildung, Wissen, Weißsein nimmt die Frage nach dem Involviertsein in Normativitätsproduktion und dominante Muster bei Bildungsarbeit auf. Nicht nur ethnisierende und rassistische Bilder der/des „Anderen“ werden stetig entwickelt, sondern oft auch scheinbar naturalisierte dichotome Ordnungskategorien wie z.B. Mann und Frau reproduziert. Bei einem von der Anti-Bias-Werkstatt geleiteten Workshop wurden diese alltäglichen Prozesse und Dynamiken innerhalb der eigenen Arbeitspraxis zur Sprache gebracht und Strategien diskutiert, wie im Arbeitsalltag dagegengearbeitet werden kann.
Anti-Bias kann als einer der produktivsten Ansätze antidiskriminierender Bildungsarbeit verstanden werden. Das englische Wort „Bias“ bedeutet Voreingenommenheit, Schieflage oder Vorurteil. Anti-Bias zielt darauf, eine durch Einseitigkeit und Voreingenommenheit entstandene Schieflage ins Gleichgewicht zu bringen und Diskriminierungen abzubauen. Ziel der Anti-Bias-Arbeit ist die intensive erfahrungsorientierte Auseinandersetzung mit Macht und Diskriminierung sowie das „Verlernen“ von unterdrückenden und diskriminierenden Kommunikations- und Interaktionsformen. Der Ansatz geht davon aus, dass jede/r Vorurteile hat. Es liegt die Annahme zugrunde, dass Vorurteile und Diskriminierungen nicht als individuelle Fehlurteile zu verstehen sind, sondern in der Gesellschaft als Ideologien institutionalisiert sind und von den Subjekten erlernt werden. Dementsprechend können darauf basierende Verhaltensweisen wieder „verlernt“ und institutionalisierte, unterdrückende Ideologien aufgedeckt und hinterfragt werden.
Teilnehmende des Workshops waren sowohl VermittlerInnen der documenta 12 als auch BildungsarbeiterInnen, die über den documenta 12 Beirat und das Kulturzentrum Schlachthof angesprochen wurden. Neben einem gemeinsamen Anti-Bias-Training konnte so ein Austausch zwischen unterschiedlichen Feldern von lokaler Bildungsarbeit in Kassel initiiert werden. Die Auseinandersetzung mit den eigenen „Bildern im Kopf“ wurde z.B. auch durch den gemeinsamen Besuch der Ausstellung und die Diskussion einzelner künstlerischer Arbeiten befördert.
Dieses Projekt wurde realisiert in einer Zusammenarbeit der Kunstvermittlung der documenta 12 mit dem Kulturzentrum Schlachthof e.V. und wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur e.V. und die Heinrich-Böll-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.
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Sehen am Rande des Zufalls - Intervention als Mittel zur aktiven Kunstrezeption
Konzept: Claudia Hummel, Annette Krauss
Der Bildungsprozess der Kunstvermittlung auf einer großen Ausstellung wie der documenta 12 ist in der Regel stark geprägt durch die Praxis des Sprechens. Jeglicher Bildungsprozess zeichnet sich jedoch auch durch eine situationsspezifische Körperlichkeit aus. Im Projekt Sehen am Rande des Zufalls wird die Körperlichkeit der Bildungspraxis während der Ausstellungsführung untersucht und in Verwirrung gebracht.
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Dieses Projekt wurde gefördert durch die Botschaft des Königreichs der Niederlande, Berlin.
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Sprechen über Kunst auf der documenta 12
Konzept: Teresa Distelberger, Alexander Henschel, Julia Ziegenbein
Der Akt des Sprechens über Kunst und der Sprachraum der documenta 12 stehen bei diesem Projekt im Zentrum des Interesses. Hierzu werden Experten aus Sprachwissenschaft, Kunstvermittlung und Kunst zu einer dreitägigen Veranstaltung zusammengebracht, die mit einer Führung durch die documenta 12 beginnen wird. Nach einer gemeinsamen Diskussion werden die Ergebnisse Besuchern im Rahmen einer „permanent-discussion“ vermittelt. Diese öffentliche Diskussion findet in Kooperation mit dem Projekt Kunst - Sprache - Öffentlichkeit/Kommunikationsraum documenta 12 des Fachbereichs Germanistik der Universität Kassel statt.
Projektpräsentation
Lunch Lecture 03.09.2007
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