d7 1982
Der künstlerische Leiter der documenta 7 im Jahr 1982, Rudi Fuchs, wollte die Kunst von ihren „verschiedenen Zwängen und gesellschaftlichen Verdrehungen befreien, in die sie verstrickt ist.“ Auch sollte die Ausstellung nicht durch ein theoretisches Konzept eingeengt werden. Die Kunstwerke sollten „sich selbst ganz ungehindert zeigen können“. Fuchs betonte die Individualität des Künstlers, sah aber dennoch Beziehungen der Künstler untereinander sowie ihren Ort in der kulturellen Tradition. Diesen Überlegungen wurde bei der Inszenierung der Werke Rechnung getragen, die die Wechselbeziehungen und den Dialog der Kunstwerke verdeutlichte.
Der Charakter der d7 war betont museal. Fuchs und seine Mitarbeiter betonten, da sie „keine nervöse Ausstellung wollten, sondern eine, die der Würde der Kunst gerecht wird, mussten wir Bedingungen der Ruhe schaffen“. Die Präsentation der Gegenwartskunst – von Vertretern aller Generationen geschaffen – blieb in der traditionellen Zone des Museums, das die Kunst vor der gesellschaftlichen Wirklichkeit schützten sollte. Im Eingangsbereich des Fridericianums wurde dieses Anliegen durch James Lee Byars’ Goldsäule und Jannis Kounellis’ Goldwand, die den auratischen Anspruch der Kunst einforderten, versinnbildlicht. Dieser Anspruch wurde auch in einer Arbeit Daniel Burens („Wimpel-Text-Musik“) thematisiert, der auf dem Friedrichsplatz eine Installation mit Fahnenmasten und flatternden Wimpeln errichtete und klassische Musik vom Band einspielte, um so ironisch auf die Festlichkeit des Anlasses hinzuweisen..
Nachdrücklich wurde für die d7 auf die klassischen Gattungen Malerei und Skulptur gesetzt. Bei der Präsentation folgte Fuchs einem Prinzip, das die Kunstwerke ausdrücklich nicht nach Zugehörigkeiten zu bestimmten künstlerischen Stilen, Gruppen oder geographischen Zusammenhängen sortierte, sondern eigenwillige Dialoge, unterschwellige Korrespondenzen oder offene Konflikte auszustellen versuchte. So wurde Malerei von A.R. Penck mit Skulpturen von John Chamberlain, oder Bruce Nauman neben Keith Haring präsentiert. Dieses Analogieprinzip, das auch Werke des gleichen Künstlers über mehrere Stockwerke oder Gebäude verteilte, führte in seiner Vermeidung von Höhepunkten und klaren inhaltlichen Akzentsetzungen zu dem, was Lawrence Weiners Arbeit an der Außenfassade des Fridericianums lapidar beschrieb: „Viele Farbige Dinge Nebeneinander Angeordnet Bilden Eine Reihe Vieler Farbiger Dinge“.
Das herausragende Kunstwerk der d7 war allerdings die im Außenraum angesiedelte Arbeit von Joseph Beuys, die bis heute in Kassel fortlebt. Für seine Skulptur „7000 Eichen“ ließ der Künstler 7000 Basaltstelen auf dem Friedrichsplatz aufschütten, wo er auch den ersten Baum pflanzte. In den folgenden fünf Jahren wurden auch die restlichen 6999 Bäume in der Stadt Kassel gepflanzt – jedem wurde eine der Basaltstelen zur Seite gestellt –, der letzte am Eröffnungstag der d8 im Juni 1987 durch Eva Wurmbacher-Beuys, die Witwe des 1986 verstorbenen Künstlers.